Guido Wolf MdL

Gegen die geplante Vollsperrung für den Neubau der Donaubrücke im Zuge der L277

 

Gemeinsam mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern vor Ort habe ich einen Brief an Verkehrsminister Winfried Hermann und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer geschickt. Die geplanten 17 Monate Vollsperrung sind eine Zumutung, die sich unserer Meinung nach verhindern ließe und auf jeden Fall umgangen werden muss - im Sinne der Menschen und der Umwelt! 

Gerne können Sie sich auch an der Petition beteiligen, die sich gegen die Sperrung einsetzt: https://www.openpetition.de/%21fxzsn

Geplante Vollsperrung für den Neubau der Donaubrücke im Zuge der L277


Sehr geehrter Herr Minister Hermann,
Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin Schäfer,

in der vergangenen Woche wurde im Landkreis Tuttlingen bekannt, dass das Land an einer Vollsperrung für den Neubau der Donaubrücke im Zuge der L277 festhält und dass die Dauer der Umleitung noch unklar sei. Das Regierungspräsidium, so heißt es, gehe von einer etwa 17-monatigen Bauzeit aus.

Der dadurch erzeugte Aufschrei in der betroffenen Raumschaft ist unüberhörbar und allgegenwärtig. Verschiedene Wochenendtermine vorort zeigten uns in dramatischer Deutlichkeit, wie gross das Unverständnis und der Unmut der Bevölkerung mit Blick auf diese Ankündigung ist. Zusammen mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern Waizenegger (Fridingen), Kaltenbach (Mühlheim), Zinsmayer (Renquishausen), Kölzow (Buchheim), Frank (Irndorf), Keller (Bärenthal), Abert (Kolbingen), Jung (Neuhausen ob Eck) sowie Herrn Ortsvorsteher Schilling (Nendingen) unternehmen wir deshalb diesen Vorstoß, um gegen die jetzt quasi handstreichartig vorgegebene Planung zu argumentieren und einzutreten:

1) Nicht nachvollziehbar ist für uns bis heute, warum eine neue Brücke nicht unmittelbar neben der heutigen gebaut werden kann, wobei ein Rückbau der alten Brücke der Inbetriebnahme der neuen unmittelbar folgen könnte. Wir erkennen durchaus den dadurch temporär verursachten größeren Eingriff in die Landschaft, hielten diesen aber für zumutbar, wenn anschließend eine komplette Renaturierung im Bereich der alten Brücke erfolgt.

Auch Herr Oberbürgermeister Michael Beck und Herr Landrat Stefan Bär haben diese Variante schon vor Monaten gefordert. Wirklich überzeugende Argumente dagegen allerdings haben wir bis heute nicht gehört. Die Variante wird einfach abgelehnt.

2) Der Bau einer Behelfsbrücke, die nach Abschluss der Bauarbeiten für die neue Brücke wieder beseitigt würde, wäre eine weitere Variante, einen langanhaltenden und weitreichenden Umleitungsverkehr zu verhindern. Derzeit steht eine vergleichbare Behelfsbrücke nicht weit entfernt im Donautal ( Eisenbahnbrücke bei DESMA ) für den Anlieferungsverkehr zum Bau einer neuen Bahnbrücke, die nach Abschluss quasi in den regulären Streckenverlauf „hineingeschoben“ wird. Es lohnt sich, diese Baustelle anzuschauen. Mit gutem Willen also sind solche Lösungen machbar. Natürlich wäre auch diese Variante mit temporär größeren Einwirkungen in die Natur verbunden, aber in gleicher Weise nach dem Bau wieder kompensierbar.

3) Die Hauptlast würden die betroffenen Bürgerinnen und Bürger tragen, indem die jetzt mit Vollsperrung angekündigte Variante keine wirkliche Ökobilanz dahingehend erkennen lässt, was der Umleitungsverkehr über Neuhausen ob Eck an zusätzlicher Umweltbelastung mit sich brächte. Die Verkehrsbelastung auf der L277 im Bereich der Ortsdurchfahrt Nendingen wird mit ca. 15.000 Fahrzeugen pro Tag gemessen. Es kann davon ausgegangen werden, dass der größte Teil dieser Fahrzeuge für bis zu zwei Jahre weiträumig über Neuhausen ob Eck umgeleitet werden müsste, was einem klimapolitischen Fiasko gleichkäme. Den Landschaftseingriffen durch eine Parallel- oder Behelfsbrücke müssten also diese extremen Mehrbelastungen für Mensch und Umwelt gegenübergestellt werden.

4) Die angekündigte Vollsperrung wäre für die betroffenen Wirtschaftsbetriebe eine unverhältnismäßige Mehrbelastung. Eine betroffene Spedition spricht von dadurch verursachten „400 Prozent mehr an Weg und Zeit“. Ein betroffenes Bauunternehmen benennt die erheblichen Mehrausgaben beim Sprit, die angesichts  gestiegener Energiekosten die Grenzen der wirtschaftlichen Belastbarkeit nicht nur erreichten, sondern gar überstiegen. Das heißt, der Bau der neuen Brücke unter Vollsperrung würde den betroffenen Unternehmen eine finanzielle Last aufbürden, die sie nicht wirklich kompensieren könnten. Für eine kurze Dauer müsste das wohl hingenommen werden, für mindestens 17 Monate indessen erscheint dies unzumutbar und unverhältnismäßig. Die öffentliche Hand würde sich entlasten, indem sie Mehrkosten auf die betroffenen Unternehmen verlagert.

5) Einen derartigen Unmut in der Bevölkerung billigend in Kauf zu nehmen, gar auf den erzieherischen Effekt einer solchen Vollsperrung mit Blick auf einen Umstieg auf den ÖPNV, der für weite Teile des kreisübergreifenden Einzugsgebiet gar nicht möglich, weil nicht vorhanden wäre, oder das Fahrrad zu setzen, hiesse, politischen Kräften Raum zu geben, die alleine auf populistische Stimmungsmache ausgerichtet sind. Unser Anliegen ist es, diesen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das ist eine politische Sorge und Verantwortung, die wir sicherlich mit allen demokratischen Kräften in diesem Land teilen.

Sehr geehrter Herr Minister, sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin,

betrachten Sie diesen Brief also als dringenden Appell, einen bislang wenig begründeten und belegbaren Plan nochmals kritisch zu hinterfragen. Auf Zeit zu spielen, um am Ende in nur noch eine, der landesseits präferierten Vollsperrungs-Lösung zu münden, wäre durchsichtig und gefährlich. Wir wählen bewusst diesen großen Schulterschluss einer gesamten Raumschaft, um deutlich zu machen, dass es hier nicht um Einzelinteressen geht. Und wir öffnen unseren Vorstoß auch jenen, die sich ihm noch anschließen möchten. Wir bitten um Prüfung unserer Argumente und stehen kurzfristig für Gespräche zur Verfügung.

Mit herzlichem Dank für Ihr Interesse und Ihre Offenheit, auf die wir setzen

verbleiben wir mit freundlichen Grüßen
 
Guido Wolf MdL

gezeichnet:

Bürgermeister Jörg Kaltenbach
Stadt Mühlheim a.d.Donau

Bürgermeister Stefan Waizenegger
Stadt Fridingen a.d.Donau

Bürgermeister Chistian Abert
Gemeinde Kolbingen

Bürgermeister Jürgen Zinsmayer
Gemeinde Renquishausen
Vorsitzender GVV Donau-Heuberg

Bürgermeisterin Claudette Kölzow
Gemeinde Buchheim

Bürgermeister Jürgen Frank
Gemeinde Irndorf

Bürgermeister Tobias Keller
Gemeinde Bärenthal

Bürgermeisterin Marina Jung
Gemeinde Neuhausen ob Eck

Ortsvorsteher Franz Schilling
Tuttlingen, Stadtteil Nendingen